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Robert Stadlober

Seitenblicke Magazin 2008
ROBERT STADLOBER

Wurde mit 17 über Nacht zum Star. Er hat es überlebt, weil er dazu gelernt hat. Und weil es noch tausend Dinge gibt, die er erleben möchte.

„Wieso legst du dein sauer verdientes Geld als Schauspieler in so etwas brotlosem wie einem Musiklabel an?“

„Was soll ich sonst damit machen? Mir eine Wohnung kaufen? Einen Sportwagen? Oder mir eine Drogensucht zulegen?“

Ganz egoistisch, gesteht Robert Stadlober dann noch, möchte er einfach Spaß haben. Gut, das mit der Wohnung war für den unruhigen Geist immer schon so eine Sache. Nach den ersten Kindesjahren in Kärnten und in der Steiermark landete er mit seiner Mutter in Berlin. Seither ist schwer festzumachen, wo er gerade seinen Lebensmittelpunkt fixiert hat. Mal war es Hamburg, mal war es Barcelona. „Derzeit habe ich sowohl in Berlin ein Zimmer in einer WG, als auch in Wien.“ Mit Freunden, versteht sich, weil mit „Post-Its auf Joghurtbecher kleben und Putzplänen“ kann er gar nicht.

Auch der Sportwagen wäre sinnlos, Stadlober hat keinen Führerschein. Zwei, drei Anläufe habe er schon genommen, sagt er, aber das mit dem Lernen und den Prüfungen sei nie wirklich günstig gewesen. Immer war gerade etwas anderes viel spannender. Also ist er mit dem Fahrrad unterwegs. Früher auch oft mit dem Skateboard, aber das haben ihm die Filmfirmen wegen Verletzungsgefahr jetzt verboten.

Bleibt noch die Drogensucht, die ihm die Klatschpresse immer wieder gerne ohne Beweise unterjubelt. Vielleicht, weil man glaubt, dass einer, der mit 15 die Schule abgebrochen hat und ein etwas exzentrisches Auftreten pflegt, da noch ein paar dunkle Punkte haben muss. Auch sein freimütiges Eingeständnis von Panikattacken wurde seinerzeit bis zu Feinstaub zerschrieben.

„Ich war siebzehn als ich über Nacht berühmt und als gefeierter Star herumgereicht wurde“ sagt Stadlober. „Da sagt man dann halt, was einem durch den Kopf geht. Und als Pubertierender ist das zuerst ein rebellierendes ,kaputt machen!‘“ Über zehn Jahre ist das jetzt her und was Star-Rummel betrifft, hat Stadlober seinen gleichaltrigen Kollegen gegenüber einen meilenweiten Vorsprung. Und was die

Liste seiner Rollen betrifft, kommt auch so manch Frühgeborener nicht mit. Stadlober stand von Klaus Maria Brandauer abwärts nahezu mit sämtlichen Größen der deutschen Schauspielkunst vor der Kamera. Derzeit macht er gerade beim Kottan-Remake den tollpatschigen Polizisten Schrammel. Mit am Set: Udo Samel, Lukas Resetarits und Johannes Krisch. „Ich bin sonst nicht schmähstad, aber wenn sich die drei die Wuchteln zuschieben, hast du Pause. Ganz großes Kabarett!“ Seine Rollen-Entscheidungen, sagt Stadlober, treffe er aus dem Bauch heraus. Lieber mache er bei experimentellen Low-Budget-Produktionen mit, als bei hochbezahlten, aber langweiligen TV-Filmen. Richtig leid aber tue ihm, dass er es nicht in Michael Hanekes „Weißes Band“ geschafft habe. „Ich wurde nach dem Casting als zu jung abgelehnt. Nachdem ich den Film gesehen habe, verstehe ich das. Trotzdem...“

Eher selten hat man den vielseitig Begabten bislang auf der Theaterbühne gesehen. Immerhin schaffte er es 2006 einmal ins Wiener Burgtheater für Christoph Schlingensiefs „Area 7“. Und nächstes Frühjahr wird Stadlober unter der Regie von Bernd Liepold-Mosser in Franz Kafkas „Amerika“ im Stadtheater Klagenfurt auftreten. Gemeinsam mit der österreichischen Band „Naked Lunch“, „weil wir im besten Sinne ein Brecht’sches Singspiel daraus machen.“

Musik und Schauspiel – eine ideale Kombination für Stadlober. Bereits mit sieben Jahren lernte er Geige spielen, mit zwölf stieg er auf die wesentlich sexiere Gitarre um. Vor über acht Jahren schließlich gründete er mit Freunden seine Band „Gary“, mit der durch die Clubszene tingelt. „Vor einem Gig bin ich nervöser als vor einer Premiere“, gesteht Stadlober, „weil es da nichts gibt, wohinter ich mich verstecken kann.“ Keine Ausreden auf missglückte Inszenierung oder schlechten Text. Sicherheitshalber sind die Songs auch auf englisch, „weil man bei unserem Sound schnell zu komischen Schlagerpop verkommen würde.“

28 ist Robert Stadlober jetzt und man hat das Gefühl in seinem Berufsleben gab‘s noch nie einen Durchhänger. „Doch“, sagt er, „2004 hat es kein einziges Rollenangebot gegeben.“ „Was hast du da gemacht?“ „Ich habe einfach mein Platten-Label ,Siluh‘ gegründet!“

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